Füchse, Rehe, Eichhörnchen. Wir alle kennen die großen und kleinen tierischen Bewohner von
weiten Feldern, den tiefen Wäldern des Landes oder haben sie schon mal bei Spaziergängen durch
die Berge gesehen. Doch würden wir die Tiere auch in einer Großstadt vermuten? Wahrscheinlich
eher nicht. Der Berliner Wildtierfotograf Marco Papajewski (35) versucht sichtbar zu machen, was
dem menschlichen Auge normalerweise verborgen bleibt. Ob Füchse und Waschbären in der
Berliner Innenstadt oder Wölfe und Seeadler am Stadtrand der deutschen Bundeshauptstadt. Es ist
mehr los in der Natur, als man denkt.
Ausgestattet mit Kamera, Tarnausrüstung und Stativ geht es oft schon in der tiefen Nacht los. Nicht
selten klingelt der Wecker um 3 oder 4 Uhr in der Nacht. Ziel von Marco Papajewski ist es, sich
rechtzeitig auf die Lauer zu legen, bevor dieTiere in der Dämmerung noch einmal aktiv werden und
auf die Jagd nach Nahrung gehen. Der Wildtierfotograf hat sich auf Säugetiere spezialisiert und
studiert diese seit vielen Jahren.
Angefangen hat er mit der Fotografie im Jahr 2010, damals noch in
der Eventbranche, zog es ihn aber recht schnell in ruhigere Gefilde. In Zeiten, in denen der
Klimawandel fortschreitet und sich die Umgebung oft rasend verändert, möchte er Momente
festhalten, solange Sie sich noch einfangen lassen. So sorgen zum Beispiel der Ausbau von
Autobahnen, die Rodung von Wäldern oder auch die zunehmende Urbanisierung der Städte dafür,
dass die Reviere vieler Tiere schwinden und einige Arten sogar verdrängt werden.
Um den Tieren im Sommer möglichst Nahe zu kommen beginnt Marco Papajewski mit seiner
Arbeit bereits im Winter. Mit Hilfe eines wachen Auges sucht er in der kalten Jahreszeit nach so
genannten Trittsiegeln und Kotlosungen (Pfotenabdrücken und Ausscheidungen) der Tiere und
versucht herauszufinden, welche Tiere sich in einem Revier umtreiben. Leben die Altfüchse noch
am Bau und bleiben die Hirsche auch im Winter an ihren angestammten Ruheplätzen. All dies
findet der Wildtierfotograf auch mit Hilfe von Wildkameras heraus. Sie sind sein Auge in der Nacht
und zu Zeiten, in denen die menschliche Anwesenheit die Tiere nur stören würde. Im Gegensatz zu
uns Menschen verlassen sich viele Tiere auf ihren Gesuchs- oder Hörsinn. Gerade, wenn sich im
Winter viele Säugetiere paaren, lassen sich so nicht nur spannende Momente mit der Kamera
einfangen, sondern auch wertvolle Informationen für den Frühling gewinnen. Mit den steigenden
Temperaturen werden dann nicht nur die Tiere aktiver, sondern es beginnt auch die Zeit der Welpen.
Während sich auf dem Land viele Welpen (auch bei Dachsen spricht man z.B. von Welpen) nicht
selten erst im Mai oder gar Juni aus dem Bau trauen, beobachtet Marco Papajewski viele Jungtiere
in der Großstadt bereits im April oder März. Das hat unter anderem mit dem wärmeren
Temperaturen des Großstadtdschungels und einem umfassenderen Nahrungsangebot zu tun.
Jetzt beginnt die Zeit, in der sich der Fotograf verstärkt auf die Lauer legt. Immer auf der Suche
nach dem besonderen Bild und dem einzigartigen Moment.
Manche Fuchsfamilien begleitet Marco Papajewski bereits seit vielen Jahren, kennt die Alttiere oft
in- und auswendig und kommt so, auch auf Grund seiner Erfahrung oft sehr nah an die Tiere ran,
ohne sie in ihrem täglichen Ablauf zu stören.
Herausgekommen sind in den letzten Jahren Bilder von weiblichen Füchsen, die ihren Nachwuchs
säugen oder Waschbären die sich an Mülleimern bedienen. Aber auch Wölfe und Elche hat der
Wildtierfotograf schon vor die Linse bekommen, mitten in Brandenburg. Was für viele Menschen
wahrscheinlich ein einmaliges Erlebnis wäre, ist für Marco Papajewski so etwas wie Alltag.
Von diesem Alltag erzählt er in Form seiner Bilder ab dem 12.07. im City Center Eisenhüttenstadt.
In knapp 50 Bildern zeigt er nicht nur niedliche Fuchswelpen, junge Ferkel, sondern zum Beispiel
auch spektakuläre Jagdszenen von Seeadlern in Brandenburg und Turmfalken mitten aus Berlin.
Bis zum 08.08. können die Bilder bewundert werden. Wer zudem mehr über die Arbeit des
Wildtierfotografen wissen möchte ist eingeladen am 25.07. an einem kleinen Workshop
teilzunehmen. Marco Papajewski nimmt die Besucher mit auf einen Blick hinter die Kulissen. An
Hand von Spuren können Tierarten erraten werden oder sich ins Tarnzelt gesetzt werden, in dem der
Fotograf oft Stunden des Tages verbringt. Es beginnt eine Reise zu den Wildtieren aus unsere
Nachbarschaft.